Veranstaltung: | Landesdelegiertenkonferenz 26.10.2019 |
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Tagesordnungspunkt: | 13. Verschiedene Anträge |
Status: | Beschluss |
Beschluss durch: | LDK |
Beschlossen am: | 26.10.2019 |
Eingereicht: | 21.11.2019, 16:11 |
Antragshistorie: | Version 1 |
Kultur als Grundsatz
Beschlusstext
Die Landesdelegiertenversammlung möge beschließen:
Kultur ist die Grundlage menschlichen Zusammenlebens und elementarer Bestandteil
der grünen politischen Idee. Wir GRÜNE in Mecklenburg-Vorpommern fordern darum:
Kultur muss im neuen grünen Grundsatzprogramm einen gebührenden Stellenwert
einnehmen. Die umfassende Bedeutung von Kultur als Teil der grünen Identität
gehört in die Präambel und in den Werteteil des Grundsatzprogramms.
Kultur ist frei.
Kultur ist ein gemeinsames Gut und kulturelle Teilhabe ein Menschenrecht.
Kultur ist innovativ und vielfältig.
Kultur fördert nachhaltige Entwicklungen.
Kultur ist durch ihren kreativen und experimentellen Charakter Teil der
Demokratie.
Kultur wirkt auf regionaler und globaler Ebene identitätsstiftend und erneuernd.
Kultur baut Brücken.
Kultur überwindet Grenzen.
Kulturschaffende und Künstler*innen müssen angemessen entlohnt werden.
Begründung
Dieser Beschluss ist bereits in analoger Form von der Landesmitgliederversammlung der GRÜNEN in Hessen verabschiedet worden. Andere Landesverbände schließen sich nun an. Auch im Nordosten wollen wir deutlich machen, dass Kultur nicht nur programatisches Beiwerk ist, denn:
Kultur als Menschenrecht
Kultur ist gemeinsames Gut und kulturelle Teilhabe ein allgemeines Menschenrecht. Um dieses Gut zu
bewahren und neu zu bereichern, bedarf es der Aktivitäten öffentlicher Institutionen genauso wie des
privaten Engagements. Kulturelle Bildung soll alle Menschen in unserer Gesellschaft erreichen. Kulturelle
Teilhabe muss niedrigschwellig zugänglich sein und sich an der Frage orientieren, was ein Individuum
benötigt, um kulturell teilhaben zu können. Kulturelle Teilhabe kann zukünftig auch mit der
fortschreitenden Digitalisierung ermöglicht werden.
Vielfalt der Kulturen
Unsere Kulturpolitik präsentiert sich zentral und dezentral, partizipatorisch und transparent. Widersprüche
sind in der Kultur kein störendes, sondern ein belebendes Element. Wir stehen für eine vielfältige Kultur.
Um sie zu stärken, empfehlen wir eine Kulturförderung, die sich auf Innovation, Teilhabe und Qualität
konzentriert. Doch muss Kultur keinen Zweck erfüllen, denn Kunst und Kreativität sind frei.
Sparzwänge führen im kulturellen Bereich auch zu falschen Konzentrationsprozessen. Kultur muss in der
Fläche erhalten bleiben. Regionale oder soziale Gefälle bezüglich der kulturellen Teilhabe dürfen keinen
Bestand haben.
Kultur und Nachhaltigkeit
Kultur und Kreativität sind erneuerbare Ressourcen der Gesellschaft. Kulturarbeit kann dazu beitragen,
nachhaltige Wirtschaftsformen kreativ zu entwickeln. Grüne Kulturpolitik ist eine Politik der
Nachhaltigkeit.
Kultur, Demokratie und Werte
Kultur hat mit ihrem kreativen Potenzial eine demokratische Funktion. Dazu muss sie riskant und
experimentell sein dürfen. Kultur ist ein empathischer Begegnungsraum, der Grenzen sprengt bzw. keine
Grenzen kennt. Politik verödet, wenn sie nicht konfrontiert wird mit dem, was über die vermeintlichen
Grenzen hinausweist, innerhalb derer sie sich bewegt. Politik braucht die Erfahrung von
Grenzüberschreitung, die Kultur schaffen kann. Kulturpolitik muss gerade auch das stärken, was scheitern
kann und darf.
Kultureller Wandel ist immer auch ein Wertewandel. Kultur ist identitätsstiftend für Regionen und das
Globale. Die kulturelle Vielfalt hat die Kraft, die Erneuerung beispielsweise der europäischen Gemeinschaft
zu bewirken. Gleiches gilt für die internationale Gemeinschaft. Kultur schafft Brücken zwischen den
Generationen, unterschiedlichen Gesellschaften und sozialen Gruppen. Sie setzt auf Produktionen und
Interaktionen, die in der Lage sind, bestehende Distanzen und Fremdheiten aufzugreifen, diese in
vielfältigen, kommunikativen Ausformungen zu bearbeiten und neue Blickweisen aufscheinen zu lassen.
Grüne Kulturpolitik
Unsere Kulturpolitik will den einzelnen Menschen in die Lage versetzen, seine Zukunft und die der
Gesellschaft aktiv und kreativ mitgestalten zu können. Dafür wollen wir eine vielfältige Kulturlandschaft
mit angemessenen Rahmenbedingungen zukunftssicher aufstellen. Sie soll dazu anregen, Menschen,
Situationen und Objekte aus verschiedenen Blickwinkeln zu erleben und auf Entwicklungen Einfluss zu
nehmen. Zivilgesellschaftliche Strukturen müssen dabei gefördert werden.
Diese Kulturpolitik lässt sich von den Ideen des Humanismus, der Freiheit und der Nachhaltigkeit leiten.
Unsere Kulturangebote fördern mehrdimensionales Wahrnehmen, Erkennen, Analysieren, Hinterfragen und
die eigene Kreativität. Damit können sie die Verbesserung unserer Lebensqualität erreichen und durch
sinnlich-ästhetische Erfahrungen die emotionale Verankerung geistig-wissenschaftlicher Erkenntnisse
ermöglichen. Eine werteorientierte Kulturpolitik unterstützt uns bei der Bewältigung der vielen großen
Herausforderungen unserer Zeit. Sie führt zu einer Stärkung unseres demokratischen Zusammenlebens
und sie ist Teil der aktuell notwendigen Fortschreibung der Aufklärung. Gegenwärtig, im Zeitalter des
Anthropozäns, hat der Mensch mit seiner Kultur, als die Natur maßgeblich beeinflussender Faktor, eine
besondere Verantwortung.